Kfz-Gutachter werden – Voraussetzungen & Ablauf

Kfz-Gutachter ist ein abwechslungsreicher Beruf. Foto: ©khosrork / stock adobe

Bei einem Unfall ist die Aufregung oft groß. Auch wenn glücklicherweise keine körperlichen Verletzungen auftreten, sind die Schäden am Fahrzeug ärgerlich und führen oft zu einem langwierigen Regulierungsprozess.

Zunächst muss der Schaden korrekt bewertet werden. Hier kommt der Fahrzeuggutachter ins Spiel – offiziell als „KFZ Sachverständiger“ bezeichnet. Er fungiert als Bindeglied zwischen allen Parteien, die an der Schadensfeststellung und -regulierung beteiligt sind und kann auch weitere Aufgaben übernehmen.

Doch was genau macht ein Fahrzeuggutachter, wann braucht man ihn wirklich und wie gestaltet sich seine berufliche Ausbildung? Die folgenden Informationen helfen Ihnen weiter.

Die Aufgaben eines Kfz-Gutachters

Mit zunehmender Motorisierung wurde der Beruf des Fahrzeuggutachters immer wichtiger. Dieser hochspezialisierte Experte muss technische Zusammenhänge verstehen und analysieren können und gleichzeitig in der Lage sein, diese Laien verständlich zu erklären.

Der Gutachter bewegt sich oft zwischen den Interessen von Unfallgeschädigten, Versicherungen und Werkstätten, die unterschiedliche Vorstellungen von einem „optimalen“ Gutachten haben. Alle Seiten erwarten ein korrektes Gutachten, weshalb der Sachverständige sachkundig, objektiv und zuverlässig sein muss.

Wann braucht man also einen Fahrzeuggutachter?

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind unverschuldet in einen Verkehrsunfall verwickelt. Die gegnerische Kfz-Haftpflichtversicherung übernimmt den Schaden, doch die genaue Schadenshöhe muss zunächst ermittelt werden. Versicherungen sind darauf bedacht, Kosten zu minimieren, und möchten daher entweder einen eigenen Mitarbeiter entsenden oder lediglich einen Kostenvoranschlag mit Fotos anfordern. Dies kann für den Geschädigten nachteilig sein.

Besser ist es, einen unabhängigen Fahrzeuggutachter zu beauftragen. Dieser erstellt ein neutrales und professionelles Gutachten und kümmert sich auch um Themen wie Wertminderung, Reparaturdauer, Nutzungsausfall, Wiederbeschaffungswert und Restwert.

Ein unabhängiger Gutachter kann bei Schäden über der Bagatellgrenze (ca. 750 Euro) eingeschaltet werden. Neben Unfallschäden wird ein Gutachter auch für Fahrzeugbewertungen, Beweissicherung und Unfallrekonstruktion vor Gericht, benötigt.

Kfz-Gutachter Ausbildung – der Ablauf

Den Beruf des Kfz-Gutachters kann man auf verschiedenen Wegen erreichen. Üblich ist jedoch der folgende Werdegang:

Schulische und berufliche Voraussetzungen

Die meisten Kfz-Gutachter beginnen ihre Karriere mit einer Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker oder einer ähnlichen technischen Berufsausbildung. Ein abgeschlossenes Studium im Bereich Maschinenbau, Fahrzeugtechnik oder eine vergleichbare Qualifikation ist ebenfalls eine gängige Voraussetzung. Viele Ausbildungsstätten und Arbeitgeber bevorzugen Kandidaten mit einem soliden technischen Hintergrund.

Weiterbildung zum Kfz-Gutachter

Nach der Grundausbildung im Kfz-Bereich folgt die spezialisierte Weiterbildung zum Kfz-Gutachter. Diese Weiterbildung erfolgt häufig bei anerkannten Institutionen wie dem TÜV, der DEKRA oder ähnlichen technischen Überwachungsorganisationen.

Inhalte dieser Weiterbildung sind:

  • Schadensanalyse und Schadensbewertung: Der angehende Kfz-Gutachter lernt, wie man Unfallschäden präzise einschätzt und bewertet.
  • Fahrzeugbewertung: Er erwirbt Kenntnisse zur Bewertung von Fahrzeugen – auch in Sachen Oldtimern, Nutzfahrzeugen und Spezialfahrzeugen.
  • Rechtsgrundlagen: Ein wichtiger Teil der Ausbildung sind die rechtlichen Grundlagen, die für die Erstellung von Gutachten notwendig sind.
  • Technische Gutachten: In diesem Teil der Weiterbildung geht es um die Erstellung von technischen Berichten und Gutachten, die oft als Beweismittel in Gerichtsverfahren dienen.
  • Die Weiterbildung dauert in der Regel mehrere Monate und schließt mit einer Prüfung ab. Nach bestandener Prüfung ist der Teilnehmer zertifizierter Kfz-Gutachter.

Berufserfahrung sammeln

Nach der Weiterbildung ist es wichtig, praktische Erfahrungen zu sammeln. Dies geschieht in einem Gutachterbüro oder bei einer technischen Überwachungsorganisation. Hier wird das erworbene Wissen vertieft, um die nötige Routine in der Gutachtenerstellung zu entwickeln. Der Aspirant lernt den Alltag eines Gutachters kennen und vertieft seine praktischen Fähigkeiten anhand von realen Schadensfällen.

Zusätzliche Qualifikationen und Spezialisierungen

Um die Karrierechancen zu verbessern, können zusätzliche Qualifikationen und Spezialisierungen erworben werden. Dazu gehört z. B. die Weiterbildung zum Prüfingenieur.

Diese Qualifikation ermöglicht es, Hauptuntersuchungen, Abgasuntersuchungen und andere Prüfungen an Fahrzeugen durchzuführen. Denkbar ist zudem die Spezialisierung auf bestimmte Fahrzeugtypen – u. a. Oldtimer, Motorräder oder Nutzfahrzeuge. Schließlich gibt es die Weiterbildung in Unfallrekonstruktion. Diese ist besonders wichtig für die Arbeit als Gutachter in Gerichtsverfahren.

Selbstständigkeit oder Anstellung?

Nach der Ausbildung und einigen Jahren Berufserfahrung hat der Gutachter die Wahl: Möchte er in einem Gutachterbüro oder bei einer Versicherung angestellt bleiben, oder strebt er die Selbstständigkeit an? Beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile.

Als Angestellter winken ein festes Gehalt und ein strukturierter Arbeitsalltag. Der Gutachter arbeitet in einem geregelten Umfeld mit festen Arbeitszeiten. Viele Arbeitgeber unterstützen zudem persönliche Weiterbildungswünsche.

Im Rahmen der Selbstständigkeit ist der Gutachter sein eigener Chef, kann seine Arbeitszeit frei einteilen und genießt höhere Verdienstmöglichkeiten: Er kann seine Dienstleistungen komplett nach den eigenen Vorstellungen anbieten.

Was ist wichtig für den Erfolg als Kfz-Gutachter?

Gutachter sollten bzw. müssen immer am Ball bleiben, denn die technischen Entwicklungen im Fahrzeugbau ändern sich ständig. Regelmäßige Fortbildungen sind daher sehr wichtig. Genauso bedeutsam ist ein gut gepflegtes Netzwerk mit Kontakten zu Versicherungen, Werkstätten und anderen Gutachtern. Dies hilft auch, von den Kunden besser gefunden zu werden – etwa unter dem Suchbegriff „Kfz Gutachter Hildesheim“ im Internet.

Außerdem gilt: Genauigkeit und Sorgfalt sind in diesem Beruf unerlässlich. Die Gutachten müssen für sowohl für Laien verständlich als auch für Profis nachvollziehbar sein.

Fazit

Nicht viele Berufe sind so abwechslungsreich und bieten so viel Entwicklungspotenzial wie der des Kfz-Gutachters. Hier sind unzählige Spezialisierungen – ganz nach den persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten – möglich, verbunden mit attraktiven Einkommensperspektiven. Auch wenn der Ausbildungsweg recht intensiv und lang ist – zum Ergreifen dieses tollen Berufes lohnt sich die Investition ganz sicher!